Die Umerziehung der Dagersheimer Leserbrief vom 23. September 2020 - 17:36
Zur geplanten Nachverdichtung in Dagersheim-Ost
Die Dagersheimer wollen mehrheitlich ein dörflich geprägtes Miteinander. Die Wahlen zum Ortschaftsrat mit dem Einzug von Dagersheim Transparent, das Abstimmungsverhalten des Dagersheimer Ortschaftsrates, der Leserbrief von Jutta Jach, der an die verbrieften Rechte zu einem eigenständigen Charakter von Dagersheim erinnert, oder die Interessengemeinschaft gegen die Nachverdichtung des Dagersheimer Ostens zeigen dies deutlich. Die akademischen und promovierten Eliten in der Böblinger Stadtverwaltung halten jedoch an der Umerziehung der Dagersheimer fest. Der Dagersheimer Osten soll gegen den Willen der Dagersheimer weiter verstädtert werden. Das Dorf soll zur Stadt werden. Unterschiedlichen Raumerfahrungen zwischen Stadt und Dorf werden nivelliert. Der Dagersheimer soll sich angeblichen makrosoziologischen und altruistischen Gründen beugen. Die in Graffiti Verewigten wollen den Dörflern den Weg in die Zukunft zeigen. Aber ein Blumentopf auf dem Marktplatz konstituiert noch keinen dörflichen Charakter in Dagersheim. Eine dörfliche Identität begrenzt sich nicht nur auf den Ortskern, eine Fehleinschätzung seitens des Planungbüro ORplan. Eine Konfliktentschärfung wäre möglich. Doch dies bedarf der Selbstreflexion der eigenen Denk-Voraussetzungen. Was unterscheidet Stadtentwicklung von Dorfentwicklung? Wie nachhaltig sind die makrosoziologischen Gründe für eine Nachverdichtung? Die Unterwerfung der Dörfler unter eine fremde Rationalität, die immer weniger mit dem Lebensrhythmus in Dagersheim zu tun hat, gefährdet das über Jahrzehnte gewachsene Lebensmilieu vieler.
Thomas Otto, Dagersheim