Kindertagesstätte statt Innenverdichtung
Leserbrief vom 05. Oktober 2020 - 17:18
Zum Artikel "20 neue Kitaplätze in Böblingen" vom 27. August
Hurra,
da tut sich was, aber einige Zeilen weiter: "Heute fehlen der Stadt
circa 500 Betreuungsplätze. Diese sollen mit der Kita-Offensive 2023
geschaffen werden." Beim Spatenstich für die oben genannten 20 Plätze
sagte Bürgermeister Tobias Heizmann weiter: "Dank der vorhandenen
Grünfläche ist ein Anbau hier gut möglich." An vielen anderen Standorten
der 27 Kindertagesstätten der Stadt ist dies nicht möglich. Freie
Plätze sind rar." Diese Aussage erstaunt mich. Gibt es Lücken im
Wissensstand der Stadtverwaltung? In Dagersheim-Ost, am früheren
Kita-Standort im Schützenweg liegt seit dem Abbruch der Kita wegen
Schadstoffbelastung im Jahr 2015 eine Fläche brach, die für nichts
besser geeignet ist als wieder für eine Kita.
Sie bietet beste
Bedingungen für die Bedürfnisse unserer Kinder, denen wir das Beste zu
bieten schuldig sind und erhält nebenbei weitgehendst die grüne Lunge
für die Anwohner. Warum aber betreibt die Stadtverwaltung mit so hohem
Engagement, gerade diese Fläche mit bis zu fünfgeschossigen Häusern
zuzubauen, obwohl Dagersheim-Ost bereits zu stark verdichtet ist, mit
allen negativen Auswirkungen.
Wir, alle Betroffenen dieses
Bauvorhabens, sind doch nicht gegen Schaffung von Wohnungen - wir sehen
die Zwänge der Stadt - aber doch nicht da, wo diese geeignetste Fläche
für eine Kita und die grüne Lunge vernichtet wird. Für mich scheint es
so, dass die maßgebenden Stellen der Stadt, Wohnungsbau und
Innenverdichtung - aus den Zwängen heraus - so stark fokussieren, dass
niemand mehr im Umfeld und darüber hinaus sich traut, auch andere
Gedanken und Vorschläge zu äußern.
Diese Kita hätte schon längst
in Betrieb sein können, wenn die Stadt nicht dauernd "den Gaul der
Innenverdichtung an dieser Stelle reiten würde". Offensichtlich haben
aber Kinder keine Lobby. Dabei liegt der Bedarf auf der Hand, mit neuen
88 Wohnungen und 28 Reihenhäusern in der Goethestraße, steigenden
Geburtenzahlen und dem Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz ab dem ersten
Jahr.
Bedarfszahlen waren von der Stadt nicht zu erhalten. Eine
Erweiterung der bestehenden Kita an der Goethestraße mit heute 75
Plätzen ist zwar mit 60 bis 80 Plätzen vorgesehen. Damit würde an dieser
Randlage eine "Mammut-Kita" mit bis zu 150 Plätzen entstehen und das
noch an der falschen Stelle. Eine Kita in dieser Größe gibt es nicht
mal bei den 27 stadteigenen Kitas, weil diese Größe offensichtlich
keinen Sinn macht. Die Durchschnittsgröße dieser 27 Kitas beträgt circa
70 Plätze, die bereits heute an der Goethestraße erreicht sind. Alles
spricht für eine neue Kita im Schützenweg.
Hermann Hablizel, Böblingen